6 Beerdigungen
Eine deutsche Familiengeschichte an den Gräbern erzählt
Wilga Föste ergründet das emotionale Erbe ihrer Familie – und zeichnet dabei eine Topografie deutscher Mentalitäten. Vorgehen und Fragestellungen sind vorbildlich für alle, die sich mit der eigenen Familiengeschichte beschäftigen ...
Über 50 Jahre nach dem Ende des Dritten Reiches wird bei einer Beerdigung eher beiläufig die nationalsozialistische Vergangenheit des Großvaters und seine Tätigkeit bei der Gestapo erwähnt. Jahre später beginnt die Autorin, nach Spuren dieses Mannes zu suchen, der noch vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges starb und für sie ein Fremder ist. Dabei zeigt sich: Der Großvater ist nicht der einzige Angehörige, der sich mit Engagement im Nationalsozialismus beteiligt hat.
Sechs chronologisch aufeinanderfolgende Beerdigungen bilden in diesem Buch den Rahmen, in dem die Autorin von der Familie ihrer Mutter und deren Eingebundensein in die Zeitläufte des 20. Jahrhunderts erzählt. Sie geben Aufschluss über die Geschichte einer ganz normalen Familie in Deutschland und über die Frage nach der eigenen Schuld im Dritten Reich – eine Frage, die beharrlich unterdrückt wurde, aber auf ebenso...
Von Windhuk nach Nürnberg?
Kolonialismus – Rassismus – Antisemitismus
Cornelia Essner, Autorin des Standardwerks zu den Nürnberger Gesetzen, strukturiert in sieben Aufsätzen die Debatte über Kolonialismus und Holocaust ...
Von Windhuk nach Nürnberg? Im postkolonialen Diskurs wird behauptet, die koloniale Erfahrung habe die deutsche Gesellschaft tief geprägt, doch diese Prägung sei in Vergessenheit geraten und müsse nun ins historische Bewusstsein zurückgeholt werden. Vertreter dieses moralisierenden Narrativs argumentieren, die Erinnerungskultur zum Holocaust habe die deutsche Kolonialvergangenheit, insbesondere den Völkermord an den Herero, „verdrängt“. Indem der koloniale Genozid – zu dem bisher historische Monografien fehlen – als Vorläufer des Holocaust gilt, wird eine fast kausale Verbindung zwischen Windhuk und Auschwitz konstruiert, die sowohl den Holocaust relativiert als auch für die vergleichende Forschung öffnet.
Dieses Buch bringt Sachlichkeit in die postkolonialen Debatten und beleuchtet historische Kontinuitäten und Brüche zwischen Kaiserreich, Weimarer Republik und NS-Zeit. Anhand der...
DetailsDie Suche der Töchter
Kronheims Zeiten. Romanbiografie einer jüdischen Familie
Frank A. Stern gelingt mit diesem Roman ein eindrucksvolles literarisches Erinnerungswerk, das jüdische, deutsche und europäische Geschichte so nahbar werden lässt ...
"Ich will kein Rest sein." Mit diesem Satz beginnt eine jahrzehntelange Suche – nach der eigenen Herkunft, nach den verschütteten Geschichten einer jüdischen Kaufmannsfamilie und nach einem Platz im Schatten der Überlebenden. Frank A. Stern erzählt in seiner vielschichtigen Romanbiografie die Geschichte der "Kleinen Kronheim", die früh beginnt, Bruchstücke familiärer Überlieferung zu sammeln. Was die Mütter und Großmütter ihr anvertraut haben, wächst zu einer dichten Erinnerungslandschaft heran – über Generationen, Zeiten, Grenzen hinweg. Von den Töchtern Wiener Tuch- und Weinhändler des 17. Jahrhunderts bis zu jenen Vorfahren, die in Ostpreußen, Breslau, New York, Haifa oder in Kibbuzim neu zu leben begannen. In leisen, intensiven Bildern entfaltet sich eine Suche nach Identität, Sprache, Erinnerung. Die Vergangenheit lebt in Fragmenten, in widersprüchlichen Stimmen, in dem, was...
DetailsKindheit in schweren Zeiten
Ein Zeitzeugenbericht über das Ende des Zweiten Weltkriegs
Eine Kindheit im Krieg ...
1945 ging der Zweite Weltkrieg zu Ende. Zeitzeugen wie Günter Scholz werden immer seltener. Geboren im Kriegsjahr 1940 war seine frühe Kindheit unter dem Hakenkreuz geprägt von Bomben und Bespitzelung. In der Besatzungszeit herrschten Hunger, Kälte und Not. Er erlebte aber auch eine Kindheit voller Abenteuer, wie es sie heute nicht mehr gibt. Seine frühen Erinnerungen hat der Autor als Historiker in die größeren Zusammenhänge eingeordnet. Das Buch endet mit der dramatischen Flucht und dem Neuanfang im Westen. Es ist zugleich eine Hommage an die Geburtsstadt Plauen im Vogtland, einem weithin unbekannten Juwel, das viel von seinem Charme der Gründerzeit zurückgewonnen hat.
#Zweiter Weltkrieg, Nachkriegszeit, Besatzungszeit, Kindheit im Krieg, Zeitzeugenberichte, Flucht und Vertreibung, Neuanfang im Westen, Erinnerungskultur, Autobiografie, Kindheitserinnerungen, Bombenkrieg,...
JUNGS
Das zeichnerische Werk von Bernd Sikora
Queere Kunst in der DDR ...
Bernd Sikoras zeichnerisches Werk nimmt in der ostdeutschen Kunstgeschichte eine stille, doch eigenständige Position ein. Zwischen Architekturskizze, Figurenstudie und atmosphärischer Milieubeobachtung entwickelt der Leipziger Künstler eine Bildsprache, die sich der Eindeutigkeit bewusst entzieht – und gerade darin eine bemerkenswerte Tiefe erreicht. Im Kontrast zur homoerotisch aufgeladenen Bildwelt Jürgen Wittdorfs, dessen Werk inzwischen als Schlüsselposition queerer DDR-Kunst gilt, entfaltet sich bei Sikora eine leise, oft melancholische Form des Sehens. Seine Darstellungen junger Männer, seine Porträts und Aktstudien setzen nicht auf Idealisierung oder Provokation, sondern auf die präzise Erkundung von Körpern, Räumen und Beziehungen – mit einem sensiblen Gespür für das Uneindeutige, das Zwischenmenschliche, das Fragile. Mit einem einleitenden Interview mit Bernd Sikora und...
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